Baum des Jahres 2020: Robinie

Kurzer Steckbrief zum Baum des Jahres 2020
(gewöhnliche Robinie, Robinia pseudoacacia)

Die Gewöhnliche Robinie (so lautet ihr offizieller deutscher Name) wird bei uns häufig als Akazie bezeichnet, auch als Scheinakazie oder Falsche Akazie. Tatsächlich gibt es eine Reihe von Ähnlichkeiten mit nordafrikanischen Akazien. Beide Baumarten haben Fiederblätter, Dornen und Hülsenfrüchte und gehören zur großen Planzenfamilie der Hülsenfrüchtler. Dann allerdings kommt der wesentliche botanische Unterschied: Robinien gehören zu den Schmetterlingsblütlern, Akazien zu den Mimosen.

Herkunft und Verbreitung: Die ersten Robinien kamen um 1630 aus Nordamerika nach Europa. Heute gehört die Robinie neben Eukalypten und Pappeln zu den weltweit am häufigsten gepflanzten Bäumen. Im Jahr 1670 wurden in Deutschland im barocken Lustgarten des Berliner Stadtschlosses die ersten Robinien gepflanzt, dann 1675 im botanischen Garten in Leipzig. Mit dem Übergang von den strengen barocken Parkanlagen zu den großzügigen Landschaftsparks nahm die Beliebtheit als Parkbaum zu und ist bis heute ungebrochen.

Eigenschaften und Ansprüche: Die Robinie beeindruckt durch ihr ungewöhnlich schnelles Wachstum in den ersten 20 bis 30 Lebensjahren. Das erstaunlich harte Holz hat einen sehr hohen Brennwert. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begannen in Mitteleuropa – vor allem, um einen akuten Brennholzmangel abzuwenden – die großen Aufforstungen der durch jahrhundertelange Übernutzung heruntergewirtschafteten und verödeten Waldflächen. Der Brennwert des Robinienholzes übertraf sogar den der damals besten heimischen Hölzer Hainbuche und Eiche. Die Art kam und kommt auch auf extrem kargen Böden zurecht, z. B. auf den Sandböden in Brandenburg und südlich von Berlin, aber auch auf den ausgelaugten Waldböden rund um Nürnberg. Diese Fähigkeit beruht auf der Symbiose mit Rhizobien – dies sind Bakterien, die in Knöllchen an den Baumwurzeln leben und Stickstoff aus der Luft fixieren und für die Ernährung des Baums zur Verfügung stellen können. Die Robinie ist erstaunlich hitze-, trockenheits-, salz- und immisionstolerant und kommt somit auch gut mit dem aktuellen städtischen Klima und den oft schwierigen Bodenverhältnissen zurecht. Außerdem ist der Baum sehr lichtbedürftig und kann deshalb in die bei uns (bisher) üblicherweise dichten Wälder nicht eindringen.

Wachstum, Vermehrung: Wie bereits erwähnt wächst die Robinie anfangs sehr schnell. Im Einzelstand sind Wuchshöhen bis 25 Meter möglich. Das Höchstalter beträgt etwa 150 Jahre, in seltenen Ausnahmen bis etwa 200 Jahre. Ab einem Alter von etwa 6 Jahren bildet der Baum große, bis zu 25 cm lange, hängende Blütentrauben mit süßlich riechenden weißen Schmetterlingsblüten. Blütezeit ist Ende Mai/Anfang Juni. Die Hülsenfrüchte mit den bohnenförmigen Samen werden ab Oktober reif, verbleiben aber oft auch über den Winter am Baum. Neben der Vermehrung über Samen kann die Robinie aus ihren weitreichenden Wurzeln aber auch reichlich Wurzelbrut austreiben (auch wenn der Baum bereits abgesägt wurde), die gleich im ersten Jahr zu 2 bis 3 Meter hohen Ablegern heranwachsen (ein Beispiel dafür war in den vergangenen Jahren das Grundstück in Münchaurach zwischen Gemeindeverwaltung und Friedhof).

Teilweise giftig: So wie viele Pflanzen aus der Familie der Hülsenfrüchtler enthält auch die Robinie toxische (giftige) Lektine. Die für den Menschen giftigen Pflanzenteile sind vor allem die Rinde, weniger die Blätter und Samen. Manche Tiere vertragen diese Pflanzenteile, andere wiederum nicht. Mögliche Symptome einer Vergiftung bei Menschen: Nach Verzehr giftiger Pflanzenbestandteile kann es zu Bauchschmerzen mit Übelkeit und Brechreiz kommen. Lt. „Informationszentrale gegen Vergiftungen“ der Uni-Klinik Bonn ist eine kritische Dosis für die Aufnahme giftiger Pflanzenbestandteile nicht bekannt, nach Literaturangaben ist ab einer Menge von 5 Samen mit Krankheitsanzeichen zu rechnen. Als Maßnahme zur ersten Hilfe wird reichlich Flüssigkeitsgabe empfohlen.
Die Blüten der Robinie sind nicht giftig, im Gegenteil, sie können ähnlich wie die Blütenstände des Holunders ausgebacken oder zur Herstellung von Limonaden und Gelees verwendet werden. Bienen produzieren einen hellen, klaren und milden Honig, der meist unter dem irreführenden Namen „Akazienhonig“ vermarktet wird.