Kurzer Steckbrief zum Baum des Jahres 2010 (Vogelkirsche, Prunus avium L.)
Botanische Einordnung: Die Vogelkirsche gehört in die Familie der Rosengewächse (wie die meisten Obstbaumarten – z. B. Apfel, Speierling und Eberesche – und auch viele schön blühende Sträucher). Es handelt sich dabei um die größte Pflanzen- und Gehölzfamilie in den gemäßigten Breiten mit weltweit 74 Gehölzgattungen und 1.690 Baum- und Straucharten.
Herkunft und Verbreitung: Das natürliche Areal der Vogel-Kirsche erstreckt sich über große Teile Europas (mit Ausnahme von Nordosteuropa und Teilen der Mittelmeerküsten) bis nach Vorderasien und Nordafrika. Dabei ist man heute am Rande des Areals allerdings oft nicht sicher, ob die Vorkommen dort von Anpflanzungen aus verwildert sind oder schon natürlich vorhanden waren. Eingebürgert ist die Vogel-Kirsche auch in Nordamerika und Vorderindien. Der Baum ist in seiner Jugend schattentolerant, braucht aber im Alter mehr Licht und eine freie Krone. Tendenziell wird die Kirsche vom Klimawandel eher profitieren, da sie hitze- und trockenheitstolerant ist. Ihr Vorkommen konzentriert sich auf Waldränder, Südhänge und Auenwälder, in denen sie 7 Wochen Überflutungen aushält.
Größe, Form: Im Freistand werden die Bäume bis ca. 20m hoch, im Wald bis zu 30m. Steht die Kirsche einzeln und frei (Freistand), dann hat die Krone eine rundliche Form und wird ziemlich breit. Es wurden in Deutschland schon Bäume mit ca. 1m Durchmesser in 1,3m Höhe gesichtet. Das maximale Alter eines Baums liegt bei etwa 150 Jahren. Soll das Holz genutzt werden muss der Baum allerdings im Alter von 60 bis 90 Jahren gefällt werden, da sonst der untere Stammabschnitt faul wird.
Blüte: Die Vogelkirsche blüht bereits vor dem Blattaustrieb, je nach Höhenlage ist dies von Anfang bis Ende April. Die Blütezeit dauert nur 5 bis 7 Tage. Die Bestäubung wird von Bienen, Hummeln und anderen Insekten durchgeführt.
Früchte: Die ca. 1cm dicken schwarzroten Steinfrüchte stehen in doldenförmigen Büscheln zu 2 bis 6 Kirschen zusammen. Bei Kultursorten erreichen die Kirschen eine Durchmesser bis zu 2,5cm. Sollen die Kerne wieder keimen, dann müssen sie für einige Zeit der Kälte ausgesetzt gewesen sein, damit die Keimhemmung unterbrochen wird.i
Verwendung: Schon in der Stein- und Bronzezeit wurde der Kirschbaum wegen seiner Früchte nördlich der Alpen genutzt, das weiß man von Kirschkernfunden in Pfahlbauten. Kultiviert wird er hier seit etwa 2.000 Jahren. Die Vogelkirsche ist die Basis für die im Obstanbau verbreitete Süßkirsche, der Baum wird „veredelt“. Dabei werden besonders blühwillige Zweige der Süßkirsche auf die Vogelkirsche gepfropft.
Das Holz der Vogelkirsche ist sehr wertvoll, es werden Preise von mehreren tausend Euro pro Festmeter erzielt. Genutzt wird das Holz zum Möbel und Musikinstrumentenbau und als Furnierholz.